Heute steht ein traditionelles schwedisches Weihnachtsessen – das Julbord – auf dem Programm. Das hierfür berühmte Lokal liegt auf einer winzigen Schäreninsel vor den Toren Stockholms. Man kommt nur mit dem Schiff dorthin. Wie uns die schwedische Weihnacht wohl schmecken wird?
Wir sind wie immer 8 Uhr zum Frühstück. Lecker wie immer. Am Nachbartisch sind Deutsche. Also muss heute leise gelästert werden.
Das Boot zum schwedischen Festmahl soll erst um halb 12 starten. Bis dahin ist noch Zeit, um durch die Läden und Weihnachtsbuden zu bummeln. Wir schlendern hinab nach Gamla Stan.
Unterhalb des Palastes gab es dann bei der Reiseleitung kurz eine Panik. Es konnte plötzlich weder Abfahrtszeit noch Pier sicher beauskunftet werden. Die Angaben schwankten zwischen „vor einer Minute abgefahren dort drüben“ oder „in 30 Minuten da herüben“. Wir entschieden uns nach kurzer Internetrecherche für die bereits angepeilte Stelle und lagen richtig. Keiner musste hasten, ein Timing wie bei den Profis.
Viele Familien sind an Board. Großfamilien meist, vom Enkelkind bis zu den Großeltern und Onkeln und Tanten. Das Julbord, wie es schwedisch heißt, ist eine schwedische Familientradition in der Vorweihnachtszeit. Unsere Veranstaltung ist eine etwas modernere Version des Klassikers, den jeder Schwede mitmachen muss.
Die Fähre fährt 30 Minuten und dockt dann am Anleger von Fjäderholmarna an. Wir bekleiden uns wieder, verlassen das Schiff und laufen hinüber zum Wirtshaus. Gemessen an der Größe der Insel ist die Wirtschaft geradezu riesig. Die Restauration liegt idyllisch am Schärenkanal. Von außen sieht sie eher schlicht aus, aber innen ist alles sehr modern, gemütlich und offen gestaltet.
Auf den Schäreninseln wurde früher billiger Schaps gebrannt und an vorbeifahrende Fischer und Seeleute verkauft. Fjäderholmarna liegt ideal an der zentralen Route zwischen Ostsee und Stockholm. Kein Wunder also, dass der Fjäderholmarnas Krog erstmalig 1699 erwähnt wurde. Nun weiß man also auch, warum das Etablissement auch Krog genannt wird…
Der wahre Schatz des Fjäderholmarnas Krog ist der Sternekoch Professor Gert Klötzke, der regelmäßig banales Getier in ein kulinarisches Feuerwerk verwandelt.
Es gab 150 verschiedene Vorspeisen. Alle so edel angerichtet in kleinen Portiönchen, wie auf den Bildern. Eingefleischte Weihnachtsschweden brauchen 8 Runden, um überall vorbeigekommen zu sein. Man darf ja seinen Teller auch nicht zu sehr überladen.
Als krönenden Abschluss gab es noch den hausgebrannten Traditionssnaps, für den das kleine Eiland so berühmt geworden ist. Naja, ich sage mal „für echte Seeleute“. Nicht so mein Fall, aber wahrscheinlich nach dem Dritten schmeckt auch der.
Um 14:30 brechen wir auf. Die Fähre zurück fährt um 15 Uhr. Wir bezahlen und machen noch einen Spaziergang. Wir heben den einzigen Cache der Insel. Alle Kinder müssen plötzlich (in die Natur) pullern.
Wir fahren zurück und sind 15:40 Uhr in Stockholm. Das Schiff mach an den Nybrokayen fest. Alles ist festlich erleuchtet hier. Am Ufer wartet schon die nächste Ladung Gäste auf ihren Transfer hinaus nach Fjäderholmarna. Insgesamt wird es heute 3 Durchgänge geben. Jetzt weiß ich auch, woher das Verb abspeisen kommt.
Auf dem Weg nach Hause rief noch das Hotel bei Susi an. Warum wir das Zimmer noch nicht ausgeräumt haben. Oops, das hatten wir wohl nun für 3 Tage gebucht. Gegen eine kleine Gebühr wurden unsere Zimmerkarten dann für eine weitere Nacht aktiviert.
Es war auf jeden Fall ein echtes Erlebnis und jeder, der im Dezember nach Stockholm reist, muss unbedingt ein Julbord mitmachen.