Tag 7: Hue

Mit dem Nachtbus kommen wir 8:00 Uhr in Hue an. Unterwegs hatte es sintflutartig geregnet. In Hue herrschte leichter Niesel. Na fein, dass hatten wir uns anders vorgestellt… Der Bus stoppt am Markt, direkt am Parfume River. Eine gute Gelegenheit auszusteigen, doch hier dürfen nur Einheimische raus. Alle Touristen müssen im Bus warten, angeblich fährt er noch in die Innenstadt, wo auch immer die Stadt mehr innen sein soll als hier. Zum Hotel wären es 800m von hier. Nach 15 Minuten fährt der Bus weiter, dreht ein paar Runden in der Stadt und fährt über den Fluss. Schnell wird klar, hier ist die touristische Innenstadt. Okay, wir dürfen hier aussteigen. Zum Hotel sind es nun 500m – aus einer anderen Richtung.
Wir traben durch belebte Straßen zum Hotel, welches wir auch recht schnell finden. Es liegt in einer Seitenstraße und ist neu, freundlich und sauber.
Schnell die Rucksäcke abgestellt und unter die Dusche.
Danach starten wir zum Besuch der Kaiserstadt. Zuerst wollen wir den Eingang nicht finden und suchen ein wenig die hohen Stadtmauern ab. Die Stadt hat ja 4 Tore, verteilt auf die 11 km Mauer…
Für die 105.000 Dong ist das Innere der Stadt dann eher mager. Die Kaiserstadt ist ein Replika der verbotenen Stadt in Peking. Nur haben hier die Amerikaner im Krieg alles pulverisiert, nachdem sich eine Horde Vietcong hier verschanzt hat. Man bemüht sich seit ein paar Jahren um Wiederaufbau, aber das wird noch lange Dauern. Die offiziellen Gebäude im vorderen Teil des Palastes sind top in Schuss, wie z.b die Halle der höchsten Harmonie und die Hallen der Mandarine. Weiter hinten im Bezirk der kaiserlichen Familie fehlen sogar die Wege. Um vorwärts zu kommen muss man über die alten Fundamente krabbeln. Trotzdem eine interessante Sache.
Kurz nach 13 Uhr sind wir durch und suchen eine Möglichkeit zur Rast. Im naheliegenden Restaurant La Cien kehren wir ein und bestellen Spezialitäten aus Hue. Wir bekommen einen Flaschenöffner geschenkt. Das Essen ist sehr lecker. Die gefliesten Wände im ersten Stock sind von tausenden Besuchern aus aller Welt signiert. Zum Desert gibt es einen überragenden vietnamesischen Kaffee mit Kondensmilch.
Wir sehen uns danach noch den Markt an. Ein paar Sachen des täglichen Bedarfs kaufen wir hier und ziehen uns ins Hotel zurück.
Im Hotel planen wir noch ein wenig. Anschließend leihen wir uns Fahrräder aus und fahren zum Ho Quoan, einer alten Arena, in welcher zur Belustigung der Kaiser Elefanten gegen Tiger gekämpft haben. Die Location liegt abseits üblicher Touristenpfade. Hier sind nur Einheimische. Freundlich weisen sie uns den Weg. Anschließend besuchen wir noch einen Elefantentempel aus dieser Zeit. Langsam wird es dunkel, was weniger am Sonnenuntergang als an einer dicken Regenwolke liegt. Das coole Fahrrad hat zwar ein schickes Körbchen vorn aber kein Licht. Daher machen wir uns mal entlang der belebten Hauptstraße zurück Richtung Hotel. Nach ein paar Metern setzt tatsächlich Regen ein. Es hat zwar 27 Grad, aber es regnet diesmal echt stark, so das man auch wirklich nass wird. Also stellen wir uns am Straßenrand erst mal unter einen Baum. Als es dann doch nicht so schnell wie erwartet aufhört, frage ich im Laden gegenüber nach einem Regenponcho. Der Mann, der gerade beim Abendbrot sitzt, versteht mich nicht – hat mein Problem aber sofort erkannt. Er zeigt mir den Weg 15 Häuser weiter zum richtigen Laden. Dort bekomme ich für 20 Cent einen coolen Regenmantel, bei dem ich mir sogar die Farbe aussuchen konnte. Also weiter geht es nun durch den strudelnden Verkehr Richtung Hue City. Kurz vor der Stadt hört es auf zu regnen. Prima, denn ohne flatternde Kapuze sieht man besser. Es ist kurz vor 17 Uhr und wir suchen uns ein chilliges Cafe. Wir trocknen unser Equipment bei einem guten vietnamesischen Kaffee.
Wohl gestärkt und trocken fahren wir weiter durch das pulsierende Hue. Wir passieren ein Schneiderviertel und ein Restaurantviertel. Wir fahren weiter Richtung Süden um zu einer Flussinsel zu kommen. Wir radeln durch die dunklen Gassen der Insel, bis sich der Weg in verschlungenen Pfaden zwischen ärmlichen Häuschen verliert. Alle schauen uns an wie Außerirdische – grüßen aber freundlich. Hier kommen sonst wohl keine Touristen lang… Wir drehen wieder um, es gibt wirklich nur eine Brücke auf die doch recht große Insel.
Auf dem Rückweg zum Hotel kehren wir in einem netten Gartenrestaurant ein, nehmen die Happy Hour mit, essen Lokales und spielen Jenga.
21:00 Uhr radeln wir leicht betütelt zurück zum Hotel. Irgendwie habe habe ich immer das Piratenlied von Mr. Huley im Ohr: „Ich bin blau wie das Meer, voll wie unser Laderaum und dichter als die Nebel um Kap Horn“…
Zurück im Hotel parken wir die Räder und gehen ins Zimmer. Irgendwie schließe ich die leicht klemmende Tür zum Bad, damit keine Moskitos ins Zimmer kommen. Wir planen noch wenig. Als wir ins Bett gehen wollen, geht die Tür zum Bad nicht mehr auf. Abgeschlossen? Wir rütteln und drücken – nichts tut sich. Dann holen wir den Boy von der Rezeption. Der steht auch etwas hilflos vor der geschlossenen Tür. Einen Schlüssel oder Werkzeug habe er aber nicht, sagt er. Er verschwindet, verspricht aber wiederzukommen. Nach 5 Minuten kommt er mit dem Vorschlag, das Zimmer zu tauschen. Gute Idee, nur sind unsere Waschtaschen und Uhren da drin, die würden wir gern bis morgen 7 Uhr wieder haben. Das versteht er und zieht wieder ab. 5 Minuten später kommt er mit Verstärkung wieder. Die Zwei diskutieren heftig und drücken an der Tür. Einer versucht von außen das Badfenster zu erreichen, der andere springt mit Schwung gegen die Tür. Letzteres hat auch wirklich geholfen, jedenfalls war die Tür nun offen und wir werden sie bis morgen früh auch nicht mehr anfassen…

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